Tierschutz ohne Grenzen?!

 

 

"Ein Hund / eine Katze aus dem Ausland? Aber warum? In Deutschland gibt es doch wohl schon genug notleidende Tiere! Da muss man doch nicht auch noch welche aus dem Ausland anschleppen! Außerdem sind diese Tiere auch noch krank und gefährden die bereits in Deutschland lebenden Tiere!"

Diese und ähnliche Aussagen hört man immer wieder, wenn davon die Rede ist, Hunde oder Katzen aus z.B. Polen, Spanien, Türkei, Ungarn oder einem anderen Land zu adoptieren.

Warum Tierschutz keine Grenzen kennen sollte, wird auf dieser Seite erörtert.

 

 

Unsere Mali kommt aus dem sonnigen Spanien

 

 

"In Deutschland sitzen ja wohl schon genug Hunde und Katzen im Tierheim...!"

 

Das stimmt. Und das ist traurig. Wenn mich jemand fragt, wo er nach einem Tiergefährten suchen soll, rate ich immer dazu, als Erstes das örtliche Tierheim zu besuchen. Das Problem ist nur, dort auch fündig zu werden. Leider gibt es häufig nicht den "passenden" Hund. Ich rede hier nicht von optischen Kriterien. Die Tierheime platzen leider häufig - natürlich nicht immer! - von verhaltensauffälligen Tieren aus allen Nähten. Sie wurden von Menschen abgegeben, die diese Auffälligkeiten - bewusst oder unbewusst - verschuldet haben. Natürlich bin ich nicht der Meinung, dass nicht auch ein solches Tier ein großartiges Zuhause verdient hat. Viele Menschen sehen sich aber schlicht und ergreifend damit überfordert, ein verhaltensauffälliges Tier bei sich aufzunehmen. Sicherlich sollte man nie erwarten, das "perfekte" Tier zu bekommen, egal, woher man es letztendlich bekommt. Unsere Tierfreunde sind Individuen, und Probleme können immer auftreten. Allerdings sind die Probleme, die ein vom Vorbesitzer falsch geprägtes Tier mit sich bringt oft so gravierend, dass dieses Tier in erfahrene Hände gehört. Anfänger in der Haltung der jeweiligen Tierart sowie Menschen, die unsicher im Umgang mit dem Tier sind können und wollen sich - aus guten Gründen - häufig dieser Herausforderung nicht stellen. Welche Alternative haben sie? Den Gang zum professionellen Züchter oder Hobbyzüchter. Nun sollte man sich ernsthaft und mit ganzem Herzen die Frage stellen: Ist dies eine sinnvolle Alternative? Neue, auf Wunsch und Vorstellung des Menschen "nachproduzierte" Tiere kaufen? Oder ist es besser, bereits vorhandenen Hunden und Katzen zu helfen, die eben das Pech hatten, nicht in Deutschland geboren zu sein? Meist sind gerade Hunde aus den o.g. Ländern sehr sozial und familientauglich. Sollen sie lieber getötet werden und man schafft sich einen Wunschwelpen vom Züchter an?

Jenny bei der Abholung von Maja, die auch aus Spanien kommt

 

 

"Ich möchte einen unkomplizierten Hund ohne "Paket", darum würde ich nie einen Hund aus dem Ausland nehmen!"

 

Wie oben bereits erwähnt sind Auslandshunde meist sehr sozial und unkompliziert. Das "Paket", das sie mitbringen, wie z.B. schlechte Erfahrungen mit Menschen, legen sie schnell ab und sie sind oft die idealen Familienhunde. Dadurch, dass sie außerdem häufig viel Kontakt mit Artgenossen hatten, weisen sie meist ein einwandfreies Sozialverhalten auf.

Viele Menschen erliegen fälschlicherweise der Annahme, dass ein Hund vom Züchter ein einwandfreier Hund ohne "Paket", also ohne Probleme, ist. Hier seien zwei Dinge gesagt: Erstens muss man dafür zuallererst den richtigen, seriösen Züchter finden. Viele - natürlich nicht alle - Züchter sind eher "Vermehrer" und in erster Linie darauf bedacht, mit den Hunden Profit zu machen. Die Welpen sind häufig nur mangelhaft sozialisiert, woraus Ängste und Aggressionen bei den Tieren entstehen können. Es kann auch vorkommen, dass die Hunde durch Überzüchtung nicht nur verhaltensgestört, sondern auch körperlich krank sein können. Zweitens darf nicht vergessen werden, dass auch bei einem Hund vom Züchter noch einiges mit dem Besitzer steht und fällt. Auch ein vom Züchter gut aufgezogener und sozialisierter Hund muss weiterhin erzogen und richtig geführt werden! Der neue Besitzer kann sich nicht darauf verlassen, dass bei einem Welpen vom Züchter sozusagen auch das einwandfreie Verhalten "angezüchtet" wurde.

Bei einem Auslandshund wird von seriösen Tierschutzorganisationen eine gute Charakterbeschreibung gegeben, so dass man von Vornherein weiß, worauf man sich einlässt. Allerdings sollte auch bei der Wahl der Organisation in erster Linie auf Seriösität und Kompetenz geachtet werden! Ich rate hier DRINGEND vom Kauf sogenannter "Kofferraumwelpen", die im Ausland unter furchtbaren Bedingungen produziert und dann in Deutschland ungeimpft, nicht entwurmt und viel zu jung für wenig Geld abgegeben werden, ab!

 

Claudia, Gabi und Jenny bei der Abholung von Hunden aus einem polnischen Tierschutzhof

 

 

"Tiere aus dem Ausland schleppen lauter Krankheiten an!"

 

Auch hier ist, wie bei dem vorangegangenen Punkt, auf die Seriösität der vermittelnden Organisation zu achten! Gewiss können Tiere aus dem Ausland Krankheiten haben. Eine seriöse Organisation würde aber niemals wissentlich ein krankes Tier vermitteln! Sollte sich in den ersten Tagen beim neuen Besitzer herausstellen, dass das Tier doch Parasiten oder andere Beschwerden hat, sollte die Organisation unbedingt davon erfahren. Eine kompetente Organisation steht dann mit Rat und Tat zur Seite. Hier sei erwähnt, dass auch Hunde von deutschen Tierschutzorganisationen oder vom Züchter gelegentlich erst nach dem Besitzerwechsel krankheitsbedingte Auffälligkeiten zeigen und dies nicht eine Besonderheit von Auslandstieren ist.

Es darf auch nicht vergessen werden, dass gerade Parasiten, wie jegliche Wurmarten sowie Giardien u.ä., sehr schnell übertragen werden und die Tiere sich diese manchmal in den ersten Wochen oder sogar Tagen beim Besitzer "einfangen" können.

Viele Menschen machen sich auch große Sorgen über die sogenannten "Mittelmeerkrankheiten", wenn sie z.B. ein Tier aus Spanien adoptieren möchten. Seriöse Organisationen impfen, chippen, entwurmen und kastrieren die Tiere nicht nur, sondern untersuchen Tiere aus betroffenen Ländern auch auf die Mittelmeerkrankheiten, so dass der zukünftige Besitzer einen Nachweis erhalten kann, ob der "Mittelmeertest" positiv oder negativ ausgefallen ist. Der Test ist nur aussagekräftig bei Hunden, die mindestens ein Jahr alt sind. Allerdings spricht nicht unbedingt etwas dagegen, einen auf Mittelmeerkrankheiten positiv getesteten Hund zu adoptieren. Auch hier kann die Organisation ihre Seriösität unter Beweis stellen: Jemand, der einen an einer Mittelmeerkrankheit erkrankten Hund adoptieren möchte, sollte von der Organisation kompetent beraten werden.

 

Der kleine Mateo, hier noch im rumänischen Shelter, wurde von uns nach Deutschland vermittelt. www.stark-fuer-tiere.de

 

 

 

"Warum sollen wir anderen Ländern Tiere abnehmen? Die haben doch selbst Einrichtungen zur Unterbringung der Tiere!"

 

Das stimmt bedingt. In Spanien z.B. ist jede größere Gemeinde verpflichtet, das Vorhandensein eines Tierheims nachzuweisen. Leider sind diese "Tierheime", Perreras genannt, in den meisten Fällen nichts anderes als "Tötungsstationen". Die Hunde werden i.d.R. einige Tage (meist 21) in den Perreras beherbergt. Werden sie in diesem Zeitraum nicht adoptiert, tötet man sie durch Giftspritze oder mittels Vergasung. Die Tiere, die in diesen Perreras landen, sind häufig ausgesetzte Tiere, die von der Straße aufgelesen wurden oder von ihren Besitzern direkt in der "Tötung" abgegeben werden!

Auch Tierheime in anderen Ländern, wie z.B. Rumänien oder Polen, sind nicht mit deutschen Tierheimen zu vergleichen! Die deutschen Tierheime sind wahre Luxuseinrichtungen gegen diese Tierheime, in denen es keine Gassigänger, keine ausreichende medizinische Versorgung, ja häufig selbst nicht genügend Futter für die Tiere gibt.

 

Abschließend sei gesagt...

Abschließend sei gesagt:

Tierschutz sollte keine Grenzen kennen! Tierschutz sollte nicht nur unabhängig der Tierart rettend eingreifen, sondern auch unabhängig des Ursprungslandes.

Ich habe das Motto: Ich helfe da, wo Hilfe nötig ist. Sehe ich ein notleidendes Wesen, würde ich mich niemals abwenden und meine Hilfe verweigern. Auch wenn es in Deutschland Kinderarmut gibt, unterstützen mein Freund und ich nicht nur "Die Tafel", sondern auch die "Namibiahilfe". Somit arbeite ich selbstverständlich eng mit dem örtlichen Tierheim und anderen deutschen Tierschutzorganisationen, aber auch mit Organisationen, die im Ausland tätig sind, zusammen. Ich möchte dazu aufrufen, über den Tellerrand hinauszuschauen und unsere Welt als eins zu sehen.

Denn Grenzen gibt es nur in unseren Köpfen.